Wie hilft Dir ein MVP zur Validierung Deines E-Commerce-Geschäftsmodells?

Unser Geschäftsführer Jan Eickmann erklärt im Interview, wie ein Minimum Viable Product (MVP) Dir dabei helfen kann, eine Geschäftsidee im E-Commerce zu validieren und gleichzeitig wertvolles Feedback von Kundinnen und Kunden zu liefern.

11
August
 
2023
Mike Schnoor
Jan Eickmann
1. Welche Rolle spielt ein Minimum Viable Product (MVP) im E-Commerce?

Jan Eickmann: Gerade wenn es sich nicht um einen ganz klassischen Online-Shop in einem etablierten Segment handelt, macht eine möglichst unkomplizierte Überprüfung einer Geschäftsidee oder eines konkreten Angebots sehr viel Sinn. Dazu bietet sich ein MVP an, mit dem schnell reale Erkenntnisse gewonnen werden können.

2. Warum ist es wichtig, Technologien und Prozesse mit einem MVP zu testen, bevor man eine umfangreiche und umfassende Lösung realisiert?

Jan Eickmann: Alle Aussagen über notwendige Funktionen, Nutzerverhalten als sowie die Eignung einer konkreten Technologie sind vor der Umsetzung zunächst nur Hypothesen. Wie gut kennen wir unsere Nutzerinnen und Nutzer wirklich? Wie reagieren sie und wie flexibel ist eine Lösung tatsächlich?

Mit einem MVP können die Hypothesen mit überschaubarem Aufwand validiert und Erkenntnisse für den weiteren Ausbau gesammelt werden.

Jan Eickmann in der Digitalagentur kernpunkt

3. Welche Bedeutung hat das Feedback potenzieller Kunden und Kundinnen bei der Entwicklung eines MVP für den Online-Shop?

Jan Eickmann: Wir beobachten in vielen Projekten, dass auf der einen Seite gerade die Funktionen oder Angebote, die mit hohem Aufwand und hohem Komplexitätsgrad realisiert wurden, gar nicht unbedingt diejenigen sind, die von Nutzerinnen und Nutzern am häufigsten verwendet werden. Auf der anderen Seite ergibt sich aus real beobachteten, tatsächlichen Nutzungsverhalten häufig direkter Handlungsbedarf zur weiteren Optimierung oder für den Ausbau anderer Funktionen.

Man sollte das Feedback von Kundinnen und Kunden zur live verfügbaren E-Commerce-Lösung mit seinen Funktionen und Prozessen sowie zum realen Produkt so schnell wie möglich einzuholen.

Ein MVP bietet somit eine hervorragende Möglichkeit, ein Produkt direkt zu vertreiben und zugleich gezielt Feedback zu sammeln.

4. Wie unterstützt die MACH-Architektur, insbesondere die Prinzipien Microservices, API-First, Cloud-native und Headless, die Entwicklung eines MVPs?

Jan Eickmann: Durch den Einsatz von Microservices, der Verknüpfung aller Dienste per API und der Bereitstellung über die Cloudlassen sich Betriebskosten variabel gestalten bzw. skalieren mit der Nutzung der Plattform. Eine Überdimensionierung zu Projektbeginn entfällt ebenso wie eine umfangreiche Migration, wenn größere Kapazitäten benötigt werden.

Indem wir die MACH-Prinzipien bei einem MVP anwenden, also mit API-First Komponenten und Microservices in der Cloud, können einzelne Systemkomponenten schrittweise ausgebaut und Stück für Stück an die steigenden Anforderungen in einem E-Commerce-Projekt ausgerichtet werden. So kann in einem ersten Schritt die in der E-Commerce-Lösung bereits vorhandene Suche ausreichen.

Erst in einem späteren Schritt kann diese durch einen dedizierten Suchservice mit fortschrittlicheren Merchandising- Funktionen und AI-unterstützten Suchmodellen ersetzt werden. Ähnliches gilt etwa für den Einsatz von Rabatten, Preismodellen oder auch die Benutzerverwaltung.

Ein Mitarbeiter und Jan Eickmann überprüfen die Anforderungen eines Kundenprojekts.

5. Macht ein MVP auch bei einem klassischen Replatforming Sinn?

Jan Eickmann: Ein Replatforming in Reinform, also eine echte eins zu eins Migration einer Kundenplattform bzw. eines Shops auf ein neues System, kommt sehr selten vor. Meistens wird sinnvollerweise die Gelegenheit genutzt, um in diesem Prozess die User Experience zu optimieren.

Dabei gelten dann die gleichen Regeln wie bei einem neuen Projekt. Annahmen über das Verhalten, gewünschte neue Funktionen oder Anpassungen sind zunächst genau das: Hypothesen, die validiert werden müssen – und zwar möglichst bevor man das komplette Projekt umgesetzt hat und weder das Budget noch die Nerven hat, nach dem ersten Feedback der Kundinnen und Kunden alles wieder anders zu machen.

6. Kannst Du anhand konkreter Kundenprojekte erläutern, wie ein MVP erfolgreich zur Validierung eines E-Commerce-Projekts vor einem Replatforming eingesetzt wurde?

Jan Eickmann: Einer unserer Kunden, der bisher gar nicht im Bereich E-Commerce tätig war, wollte über eine E-Commerce-Plattform seine Kundschaft mit einem komplett neuen Geschäftsfeld gezielt ansprechen.

In einem ersten Schritt haben wir einen MVP auf Basis von Low-Code/No-Code-Technologien realisiert, um die beteiligten Prozesse, Partner und vor allem auch Kundinnen und Kunden das Angebot in der Realität erleben zu lassen. Im ersten Schritt wurde noch kein Augenmerk auf die technische und organisatorische Skalierbarkeit der Prozessabbildung gelegt, sondern viele Schritte konnten durchaus „von Hand“ durchgeführt werden.

Nachdem mit diesem MVP sowohl die grundsätzliche Kundenakzeptanz als auch die Machbarkeit der Prozessabbildung nachgewiesen werden konnte, wurde das Konzept auf Basis der MACH-Architektur mit einer skalierbaren Plattform weiterentwickelt und kann nun unkompliziert auf weitere Standorte, Produktsegmente ausgerollt – und mit wirtschaftlich sinnvoll skalierenden Prozesskosten betrieben werden.

Jan Eickmann und eine Mitarbeiterin freuen sich: Ein erfolgreiches Projekt der Digitalagentur kernpunkt geht an den Start.

7. Welche Aspekte sind bei der Planung und Umsetzung eines MVP für Replatforming zu beachten?

Jan Eickmann: Die Herausforderung beim Replatforming besteht darin, dass die Nutzer und Nutzerinnen an den Funktionsumfang des „alten“ Systems gewöhnt sind. Ein MVP kann aber nicht alle Bereiche vollumfänglich abdecken und das alte System bereits ersetzen.

In vielen Fällen bietet es sich aber an, das „neue“ MVP als gleichzeitig nutzbare Alternative anzubieten – oder einen einfachen Weg, um von einem System ins andere zu wechseln. Dies kann dann entweder als Angebot für alle Kundinnen und Kunden oder nur für eine ausgewählte Testgruppe erfolgen.

In jedem Fall wird durch die Bereitstellung einer Alternative per MVP die Qualität des Ergebnisses gegenüber dem üblichen Ansatz, ein gesamte E-Commerce-Projekt im stillen Kämmerlein zu entwickeln und dieses live zu schalten, deutlich steigen.

8. Wie können Unternehmen mit einem MVP ihr Wachstum steigern und ihr Geschäftsmodell gezielt optimieren?

Jan Eickmann: Mit einem MVP-Ansatz können Unternehmen mit überschaubarem Aufwand und in kurzer Zeit neue Geschäftsmodelle und -felder erproben. So können Potenziale außerhalb des bereits bestehenden Geschäfts erkundet und gefunden werden.

Wir empfehlen unseren Kunden, gezielt auf ein MVP zu setzen. So können sie in kurzer Time-to-Market Technologien und Prozesse ausprobieren oder ihr Geschäftsmodell und mit gut kalkulierbaren Kosten zu validieren - bevor die Unternehmen einen bestehenden monolithischen Online-Shop um zahlreiche, teure Funktionen erweitern oder vollständig neu überarbeiten.

Als zertifizierter commercetools Premier Partner sind wir optimal für E-Commerce-Projekte aufgestellt: Wir sorgen dafür, dass Unternehmen zukunftssicher auf Erfolgskurs sind.

Vielen Dank für den informativen Austausch!

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Matthias Steinforth, Mitgründer und Managing Partner der Digitalagentur kernpunkt.

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