Mobile Suche UX: Best Practice für In-App Suche

Hat Ihre mobile Website eine niedrigere Conversion Rate als die Desktop-Version? Smartphones bestimmen mittlerweile den Alltag und stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Welche Herausforderungen das sind und was Sie besonders mit Blick auf das Thema Suche machen können, um Ihren Kunden eine gute Erfahrung zu bieten, schauen wir uns in diesen Artikel an.

04
December
 
2022
Matthias Steinforth

Mobile Endgeräte werden im E-Commerce für den B2C als auch B2B Bereich zunehmend wichtiger. In der Bahn, im Bus, auf dem Sofa, beim Gehen – das Smartphone begleitet uns überall. Kein Wunder, dass Käufe über Mobile Commerce zugenommen haben. Etwa ein Drittel der Internetnutzer kauft mittlerweile über das Smartphone oder Tablet ein.

Die Benutzer sind anspruchsvoller geworden. Sie sind die leistungsstarke Suchmaschine von Google und die Auto-Suggest-, Personalisierungs- und Empfehlungsfunktionen von Amazon gewohnt. Das ultimative Ziel für eine gute User Experience im Bereich Mobile Search besteht darin, dem Nutzer ein intelligentes, reaktionsschnelles und benutzerfreundliches Sucherlebnis zu bieten.  

Mobile Herausforderungen

Die Relevanz der Shopbetreiber ihr Angebot entsprechend zu optimieren erhöht sich durch die gesteigerten Nutzerzahlen auf Mobilgeräten. Die größte Herausforderung besteht im fehlenden Platz zur Darstellung von Informationen. Auch heute kann man noch beobachten, dass Plattformen mangelhafte Optimierung für Mobilgeräte vornehmen. Zu viel Information auf zu kleinem Raum kann zur Überforderung des Nutzers führen. Die Devise lautet: weniger ist mehr. Außerdem ist die Nutzung der Tastatur auf Touch- im Vergleich zu Desktop-Geräten aufgrund der geringen Größe fehleranfälliger - besonders, wenn das Gerät im Gehen genutzt wird. Aufgrund der möglichen mobilen Nutzung kann es zudem zu ortsabhängigen Verbindungsschwierigkeiten kommen, bspw. bei Nutzung des Geräts in der Bahn oder an abgelegenen Orten.

Content und Suche aufeinander abstimmen

Eine Studie von Qubit ergab, dass 48% aller Online-Shopper die Suchfunktion als sehr frustrierend empfinden. Ein Grund dafür war, dass häufig die Relevanz der Ergebnisse als nicht ausreichend angesehen wurde oder diese durch die Darstellung nicht ersichtlich war.

Da sie für viele Nutzer der am leichten verständlichste Einstieg in einen Online-Shop ist, handelt es sich bei der Suchfunktion um eines der  wichtigsten Elemente bei der Benutzerführung. Daher muss auch diese den Anforderungen der mobilen Nutzer gerecht werden. Neben einem Algorithmus, der die relevantesten Ergebnisse zuerst anzeigt, sollte besonders für Mobilgeräte Fokus auf die Anzeige wirklich relevanter Informationen gelegt werden. Sucht der Nutzer beispielsweise nach einem spezifischen Lieferdienst, sollten die Suchergebnisse wichtige Attribute wie Mindestbestellmenge, Lieferzeit und die durchschnittliche Bewertung anzeigen. Sucht der Nutzer jedoch nach einer Filiale in seiner Nähe, sollte die Ergebnisseite die Anschrift mit einem Kartenausschnitt von Google Maps beinhalten.  

Je weniger der Nutzer die Suche manuell verfeinern muss, desto höher ist die Conversion Rate. Sind hingegen mehr Interaktionen notwendig, steigt die Abbruchrate. Die Suche mithilfe einer Recommendation Engine minimiert die Benutzerinteraktion weitestgehend. Durch das passgenaue Ausspielen der besten Suchergebnisse muss der Nutzer kaum noch filtern oder sortieren, sondern findet direkt das für ihn am besten passende Produkt.

Erfolgsfaktor: Best Practice: Mobile Suchleiste/Sucheingabe

Mobile Suchleiste – Amazon, Netflix und YouTube

Das Suchformular kann direkt in der Navigation, nach Klick auf einen Tab oder in einem Aufklappmenu dargestellt werden. Die Variante in der Navigation eignet sich für Plattformen, bei denen es viele Inhalte zu suchen gibt. Der größte Vorteil ist hier der unmittelbare Zugriff. Dies wird bei größeren Plattformen wie z.B. Amazon (a) praktiziert.  

Eine separate Registerkarte (Tab) ist empfehlenswert, wenn die Suche nicht Hauptzugangspunkt für die Inhalte ist. Sie ermöglichen Ihren Benutzern dennoch einen einfachen Zugriff auf die Suchfunktionen unabhängig davon, wo sie sich in der App befinden. Netflix  (b) zeigt beispielsweise in der Hauptansicht die zuletzt angeschauten Medien und Empfehlungen. Sollte der Benutzer dennoch einen bestimmten Film suchen kann er dies tun.

Die kontextbezogene Suche ist ein flexibler Ansatz. Es gibt sowohl eine Suchleiste als auch Vorschläge die in dem Teil der App angezeigt wird, der für die Suche sinnvoll ist. Durch die Möglichkeit von Suchleiste und Vorschläge kann der Benutzer selber bestimmen wie viel er mit der Suche selbst interagiert.

Screenshots: Amazon (a), Netflix (b), YouTube (c)

Suchbildschirm

Es gibt zwei gute Gestaltungsmöglichkeiten, die in den Suchbildschirm integriert werden können, um die Anfrage des Benutzers optimal zu unterstützen.

  • Letzte Suche: Es bietet sich an, dem wiederkehrenden Nutzer einen kurzen Blick auf frühere Suchen zum Vergleich zu geben.  
  • Suchtrends: Einem uninspirierten spontanen Gelegenheitskäufer hilft es Inhalte einfach zu entdecken, in dem ihm angezeigt wird, was andere Benutzer suchen.

Abfragevorschläge

Auto Suggest dient zur Orientierung im Online Shop und ist eine bedeutende Funktion der intelligenten Suche. Der Benutzer erhält während der Eingabe im Suchfeld unmittelbar eine Reihe von Vorschlägen aus verschiedenen Bereichen. Je weiter das Wort oder die Suchwortkombination verfeinert wird, desto genauere Vorschläge werden im Vorschaufenster angezeigt.  Gibt der Nutzer bspw. „Kamera“ ein, erhält er Vorschläge wie Digitalkamera, Überwachungskamera etc. Dies ist besonders hilfreich beim Suchen von größeren Datenbanken, da ansonsten die Nutzer von der Fülle an Daten überwältigt werden können. Durch den Einsatz von Auto Suggest kann aus der Suchfunktion in die Produktdetailseite navigiert werden.

Sofortige Ergebnisse

Dieser Ansatz ist nur dann empfehlenswert, wenn die Größe der Datenbank begrenzt ist. Er eignet sich besonders bei Audio-Streaming-Diensten, da dort nicht mehrere Kategorien durchsucht werden müssen. Die Suche ist hier dann z. B. auf Künstler, Lieder und Alben begrenzt. Zusätzlich haben die Anbieter ihre Treffer auf eine überschaubare Menge von Einträgen in den einzelnen Kategorien begrenzt.

Screenshots: Media Markt, Saavn

Erfolgsfaktor: Darstellung der Suchergebnisse / Suchergebnisse richtig anzeigen

Auch die Darstellung der Suchergebnisse ist bedeutend. Die Suchergebnisse könnten je nach vorhandenen Datentypen visuell unterteilt werden - bspw. in Produkte, Kategorien, Marken, Blogs etc. Die Darstellung der Ergebnisse sollte an den inhaltlichen Kontext der Plattform angepasst werden.  

Für Kleidung und Schuhe sollten Sie die Suchergebnisse mit größeren Bildern oder in Karteikartenform darstellen. Suchergebnisse, die viele Informationen enthalten, z. B. bei Lieferdiensten,  sollten mit den notwendigen Attributen in einer Listenansicht angezeigt werden. Die Attribute können Details wie die Bewertung, der Mindestbestellwert und die Lieferkosten sein.

Screenshots: Lieferando, Adidas

Filter

Die Bereitstellung von Filteroptionen ist ein Muss für erweiterte Suchfunktionen. Zu einer guten Nutzererfahrung gehört, dass bei Anwendung eines Filters entsprechendes Feedback an den Benutzer zurückgegeben wird. Auch sollte die Filterung nach mehreren Werten innerhalb eines Attributes möglich sein (Multi Select).  Weiterhin ist denkbar, die Filterwerte selbst durchsuchbar zu machen, falls eine sehr große Zahl von Auswahlmöglichkeiten angeboten wird. Die Suchergebnisse sollten schnell auf die Filter reagieren. Die Airbnb-App verfügt beispielsweise über eine Schaltfläche am unteren Bildschirmrand, die die Anzahl der Ergebnisse bei jedem Filterwechsel anpasst. Auch kann man die unterschiedliche Arten von Unterkünften einstellen.

Screenshot: Airbnb

Fazit

Die dargestellten Beispiele machen deutlich, dass die mobile Optimierung und Usability eine wichtige Rolle spielen. Je mehr User das Smartphone benutzen, desto relevanter werden dedizierte Optimierungen für diese Geräte. Besonders geht es hier um eine gute Aufbereitung für Mobilgeräte, schnelle Ladezeiten und relevante Suchergebnisse. Die Sucheingabe sollte zu schnellen Ergebnissen führen, indem man bspw. eine Auto-Suggest-Funktion zur Verfügung stellt. Die Ergebnisse sollten kontextbasiert (visuelle Karten vs. Listendarstellung) veranschaulicht werden mit der Möglichkeit die Suchergebnisse weiter durch Filter einzugrenzen. All dies sind wichtige Maßnahmen, um eine hohe Bounce Rate zu vermeiden.

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Matthias Steinforth, Mitgründer und Managing Partner der Digitalagentur kernpunkt.

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