Wann ist Shopify die richtige Lösung im E-Commerce?

29
November
 
2022
Matthias Steinforth

Shopify kennt vermutlich jeder, der sich schon einmal mit dem Thema E-Commerce auseinandergesetzt hat. Weit über 1 Million Webshops laufen auf Shopify, bekannte Start-Ups und D2C Marken sind mit Shopify groß geworden, mittlerweile setzen aber auch etablierte Unternehmen auf die E-Commerce-Lösung. Doch für wen kommt Shopify eigentlich in Frage? Eins vorweg: Nicht für jeden.

Sicherlich bietet Shopify einen perfekten Einstieg, insbesondere für kleine Unternehmen, Händler und Marken, die schnell und günstig einen digitalen Vertriebskanal aufbauen wollen. Ein Shopify-Shop kann – so behauptet Shopify selbst – innerhalb von 30 Minuten eingerichtet werden. Auch wenn die halbe Stunde eher in die Kategorie “Werbeversprechen” fällt, so stimmt es grundsätzlich: Die Einrichtung eines neuen Shopify-Accounts, die Wahl eines Themes für den Webshop und das Anlegen oder Importieren erster Produkte dauert – in der Theorie – nur wenige Minuten.

Doch geht es bei der Digitalisierung im Handel stets darum, einen komplexen Prozess möglichst einfach in die digitale Welt zu übersetzen. Der Verkauf von Produkten im Internet kann einfach sein – in der Regel stecken die Tücken daher im Detail: Von konfigurierbaren Produkten, über die Abbildung der Verfügbarkeit, die Berechnung von Versandkosten und Steuern bis hin zum Logistik-Prozess – die eigentliche Arbeit beginnt dann, wenn der Webshop eingerichtet ist.

Daher werfen wir zunächst ein Blick auf die wesentlichen Möglichkeiten, die Shopify seinen Kunden bietet:

Theme-Auswahl und Anpassung

Ist der Shopify-Account eingerichtet, so steht zunächst nur ein Basis-Thema zur Verfügung. “Nur” ist hierbei allerdings untertrieben, denn das Standard-Theme “Dawn” ist bereits ein sehr umfassendes Frontend für Deinen Online-Shop und eine saubere Basis für Anpassungen. So kann entweder Dawn als Basis für die Entwicklung einer eigenen User Experience genutzt werden und auf der CSS-Ebene Anpassungen vorgenommen werden. Auch neue Absatz-Elemente lassen sich mit Programmierkenntnissen entwickeln und auf Basis von Dawn bereitstellen.

Alternativ dazu bieten verschiedene Quellen eine Vielzahl individueller Themes, die im jeweiligen Kontext (z.B. Marke, Sortiment, Positionierung) mehr oder weniger Sinn machen. Bei der Auswahl sollte drauf geachtet werden, dass es sich um ein Online Store 2.0 Theme handelt, welches die neusten Funktionen von Shopify unterstützt.

Plug-Ins und Erweiterung Out-of-the-Box

Shopify allein ist zwar ein recht mächtiges Werkzeug, doch die eigentliche Stärke liegt in der Vielzahl von Plug-Ins und Erweiterungen, die einfach installiert und konfiguriert werden können. Von Promotion und Rabatten, Pop-Ups für die Newsletter-Anmeldung, über die Konfiguration von Produkten, Suche und Filterung bis hin zur Anbindung an ERP- und PIM-Systeme, bietet Shopify eine Vielzahl von kostenlosen und kostenpflichtigen Erweiterungen. Doch leider ist hier nicht alles Gold, was glänzt: Die Recherche, Auswahl und Konfiguration der passenden Plug-Ins erfordern Geduld und Erfahrung.

Kanäle, Länder und Sprachen

Etwas komplexer werden die Herausforderungen, wenn mit Shopify verschiedene Länder, Sprachen und Vertriebskanäle bespielt werden sollen: Grundsätzlich bieten hier sowohl interne Werkzeuge als auch Plug-Ins Möglichkeiten, um international Produkte zu verkaufen. Insbesondere Shopify Pay sowie Shopify Markets erlaubt es, Händlern in mehreren Ländern, in verschiedenen Währungen und zu unterschiedlichen Steuersätzen ihre Waren anzubieten.

Auch die Anbindung an Marktplätze und weitere Marketing- und Vertriebskanäle wie Facebook, Google Ads oder Tiktok sind standardmäßig mit Shopify möglich.

Shopify als Perfect Fit

Berücksichtigt man diese Aspekte, so kommt Shopify als technische Basis vor allem für Händler und Unternehmen in Frage, die folgende Anforderungen haben bzw. Voraussetzungen erfüllen:

  • Überschaubares Produktsortiment, idealerweise bereits in einem weit verbreiteten PIM- oder ERP-System strukturiert und aufbereitet
  • Geringe Komplexität im Bestell- und Checkout-Prozess; keine hochkomplexen und konfigurationsbedürftigen Produkte
  • Fokus auf B2C Kunden und gängige Zahlungsmethoden; Anforderungen an B2B sind deutlich schwieriger mit Shopify abzubilden
  • Kurze Time-to-Market; ein normales Projekt kann in wenigen Tagen an den Start gebracht werden
  • Unabhängigkeit im Betrieb und der Nutzung von externen Systemen; Shopify liefert z.B. direkt einen Payment-Service-Provider mit und muss nicht gesondert implementiert werden

Shopify als guter Einstieg

Kunden, die in das Thema E-Commerce einsteigen wollten, erste Erfahrungen sammeln müssen oder kurzfristig eine Lösung für einen Proof-of-Concept benötigen, sind mit Shopify ebenfalls gut aufgestellt, wenn die Parameter stimmen:

  • Wenn Zeit und/oder Budget begrenzt sind, lassen sich mit Shopify dennoch gute Ergebnisse erzielen. Voraussetzung ist allerdings eine Kompromissbereitschaft bei Funktionalität und Design
  • Überschaubare Komplexität in den Backend-Prozessen, wenn diese auch über Shopify abgebildet werden sollen; insbesondere bei einem PoC kann Shopify viel Business-Logik mit Bordmitteln abbilden (z.B. Rechnungsversand) - die Komplexität sollte aber nicht zu hoch sein
  • Das Ziel des Projektes ist es, erste Erfahrungen im E-Commerce zu sammeln, günstig einen Proof-of-Concept für ein neues Vertriebsmodell durchzuführen oder einen neuen Markt / Marktplatz zu erschließen

Finger weg von Shopify

Wie bereits angekündigt: Shopify ist nicht die ideale Lösung für jeden. Zwar gibt es immer Möglichkeiten ans Ziel zu kommen, allerdings hat auch Shopify Grenzen oder der Einsatz von Plug-Ins macht in bestimmten Fällen keinen Sinn. Hierzu zählen:

  • Starker Fokus auf Headless-Commerce bei komplexen Prozessen; Shopify stellt zwar eine mächtige API bereit, allerdings hat diese Limitierungen, wenn es um komplexe Produktmodelle oder Bestellprozesse geht
  • B2B E-Commerce, insbesondere bei kundenindividuellen Preisen; hier stößt Shopify mit seinem Datenmodell an Grenzen und macht es schwierig, mehrstufige Preismodelle abzubilden
  • Multi-Store- und County-Konzepte, die über einen einfachen Sprach-/Länderwechseln hinausgehen; Shopify kann auch hier eine Lösung anbieten, allerdings wird die Komplexität bei der Skalierung in den Dimensionen Sprachen, Länder, Preise, Sortimente usw. sehr hoch

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Matthias Steinforth, Mitgründer und Managing Partner der Digitalagentur kernpunkt.

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