Headless im B2B-E-Commerce

Monolithische E-Commerce-Lösungen sind mittlerweile mit dieser Komplexität überfordert und hindern so Unternehmen daran, auch im B2B mit Innovation und User Experience zu punkten. Kann ein Headless-Ansatz mit einer Trennung von Front- und Backend hier Abhilfe schaffen?

20
December
 
2022
Matthias Steinforth

Der digitale Handel zwischen Unternehmen, also B2B E-Commerce, ist häufig geprägt von hoher Komplexität: Umfangreiche Produktsortimente, komplexe Preismodelle, zahlreiche Produktvarianten oder die Aussage zur Verfügbarkeit und Produktionsdauer von Produkten – all diese Anforderungen müssen im B2B E-Commerce abgebildet werden. Monolithische E-Commerce-Lösungen sind mittlerweile mit dieser Komplexität überfordert und hindern so Unternehmen daran, auch im B2B mit Innovation und User Experience zu punkten. Kann ein Headless-Ansatz mit einer Trennung von Front- und Backend hier Abhilfe schaffen?

B2B E-Commerce ist anspruchsvoll

Im B2C-Onlinehandel haben sich mittlerweile zahlreiche Standards etabliert: Shops sehen sich zunehmen ähnlicher, die Funktionen und Prozesse sind vergleichbar und die User Experience recht ähnlich. Ob ein neuer Turnschuh bei Zalando, About You, Otto oder Amazon bestellt wird – der Weg zum neuen Sneaker ist für den Endkunden bereits ein erlernter Prozess.

Ganz anders im B2B E-Commerce: Die Komplexität der Produkte und Sortimente ist deutlich höher, einzelne Produkte können je nach Parametern zehntausende Varianten haben. Auch sind die Preise im B2B meist nicht für jeden Kunden gleich: Rabattstaffeln, individuelle Konditionen sowie die Berechnung von Versand- und Speditionskosten können sehr aufwändig werden. Und auch die Frage nach der Verfügbarkeit oder Lieferzeit eines Produktes, kann häufig nur aus dem ERP-System heraus beantwortet werden.

Ein einfaches Shop-System als Insellösung stößt daher häufig an Grenzen in puncto Performance und Skalierbarkeit. Daten müssen aus dem ERP-System heraus synchronisiert und teilweise in Echtzeit bereitgestellt werden. Zudem sind meist Schnittstellen zu PIM, CRM oder anderen internen Lösungen notwendig.

ERP-Systeme sind meist nicht echtzeitfähig

Aufgrund der Komplexität von ERP-Projekten, sind bei vielen mittelständischen Unternehmen noch immer ERP-Systeme im Einsatz, die weder in der Cloud betrieben noch in ihrer Architektur echtzeitfähig sind: Preisinformationen, Verfügbarkeiten von Produkten oder Kundendaten müssen daher synchronisiert und redundant bereitgestellt werden.

Hierfür müssen komplexe Synchronisationsprozesse aufgebaut werden, welche die Daten aus dem ERP-System in Richtung Shop-Software synchronisieren. Hierfür muss das entsprechende Shop-System in der Lage sein, die Datenmodelle und deren Komplexität abzubilden und Daten performant zu verarbeiten.

Headless und Composable Commerce lautet die Antwort

Um die höhere Komplexität von digitalen B2B-Bestellprozessen abbilden zu können, braucht es moderne Ansätze, die zum einen Front- und Backend voneinander trennen und zudem verschiedene – auch echtzeitfähige – Datenquellen integrierbar machen.

Verschiedene Microservices über ein Frontend integrieren

Mit einem Headless-Ansatz wird hierfür die ideale Voraussetzung geschaffen: Statt verschiedene Datenquellen in einem monolithischen System zu vereinen und redundant zu halten, werden einzelne Microservices mit APIs genutzt, um im Frontend die entsprechenden Informationen zusammenzuführen: Produktdaten, Preise, Verfügbarkeit oder Lieferkonditionen können hierbei aus verschiedenen Systemen und über unterschiedliche Microservices integriert werden. Steht ein echtzeitfähiges ERP-System zur Verfügung, so kann beispielsweise der Bestand in Echtzeit dargestellt werden.

Eigene Microservices für spezielle Funktionen bereitstellen

Sind die Quell-Systeme für bestimmte B2B-Informationen nicht in Echtzeit verfügbar, so kann hierfür ein eigener Microservice entwickelt werden: Dazu werden die jeweiligen Daten, beispielsweise die Kombination aus Artikel (SKU), Preis und Kunde in einer eigenen Datenbank gespeichert und bei Bedarf in Echtzeit aufgerufen. Hierfür stellen Cloud-Anbieter wie Amazon oder Google eigene Services bereit: Sogenannte In-Memory-Datenbanken, speichern die entsprechenden Informationen im Arbeitsspeicher und stellen sie bei Aufruf der jeweiligen API in wenigen Millisekunden zur Verfügung.

Mit Composable Commerce flexible System-Architekturen aufbauen

Um im B2B E-Commerce auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein, bietet ein Composable Commerce Ansatz mehrere Vorteile: So entfällt die Bindung und damit die Abhängigkeit von einer monolithischen Plattform. Stießen die entsprechenden Systeme wie Magento, Hybris oder Oracle an ihre Grenzen, so mussten komplexe Funktionen herausgetrennt oder direkt in den Systemen angepasst werden. Mit Composable Commerce werden verschiedene, spezialisierte Lösungen zusammengestellt, die den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens gerecht werden: Ob Suche, Checkout, Payment oder Preisberechnung – für jede Aufgabe kommt der jeweilige Microservice der entsprechenden Lösung zum Einsatz und wird über eine eigene API angesprochen.

Skalierbare E-Commerce-Plattformen

Um im B2B E-Commerce performante Bestellsysteme bereitzustellen, bedarf es skalierbarer Plattformen, die sowohl im Datenmodell als auch in der Datenmenge performant mit großen Daten betrieben werden können. Hierfür eignen sich Lösungen in der Cloud, die automatisch skalieren besonders gut. Zudem benötigen sie eine hohe Flexibilität im Datenmodell und müssen in der Lage sein, auch große Datenmengen – beispielsweise Zehntausende Produktvarianten oder Tausende kundenindividuelle Preise – zu speichern sowie performant bereitzustellen.

Zusätzlich müssen wichtige B2B-Funktionen abgebildet werden können: Hierzu zählen komplexe Bestell- und Freigabeprozesse, kundenindividuelle Preise, Merklisten und Warenkörbe, unterschiedliche Lieferadressen oder Budgetfreigaben für Bestellungen. Auch das nachträgliche Verhandeln von Angeboten bzw. Warenkörben oder die Berechnung von komplexen Versandkosten müssen durch das Datenmodell und die Business Funktionen des Systems unterstützt werden.

Commercetools als Basis für B2B E-Commerce

Mit commercetools setzen wir bei kernpunkt als zertifizierter commercetools Premier Partner auf eine technische Basis für B2B E-Commerce-Plattformen, die den MACH-Ansatz verfolgt: Über APIs lassen sich mittels eines Frontends Daten wie Produkte, individuelle Preise und Verfügbarkeiten in Echtzeit abrufen und darstellen. Durch das skalierbare Datenmodell können komplexe Strukturen abgebildet werden: Bis zu 50.000 Preise pro Produktvariante oder bis zu 300.000 Stores lassen sich über das commercetools Datenmodell ohne Performance-Einbußen abbilden. Zudem stehen Custom Fields und Custom Objects zur Verfügung, um losgelöst vom Standard-Datenmodell, eigene Daten zu speichern und abrufbar zu machen.

Spezielle B2B-Funktionen, wie Quotes oder Business Units, erlauben es, abseits der B2C-Anforderungen, spezielle Bedürfnisse im B2B-Handel umzusetzen: So können beispielsweise Marktplätze oder Auktionsprozesse auf der gleichen technologischen Basis wie ein „normaler“ Webshop realisiert werden. Um individuelle Einkaufsprozesse zu digitalisieren, bietet commercetools mit der State Machine eine technische Basis, die es erlaubt, jeden Artikel einer Bestellung einen eigenen Prozess-Flow durchlaufen zu lassen: Dies macht insbesondere bei Freigabe-Prozessen oder nachgelagerten Logistik-Prozessen Sinn und bietet einen hohen Grad an Flexibilität in der Abwicklung von Bestellungen.

Individuelle Frontends und Customer Experience

Durch den Headless-Ansatz von commercetools haben Unternehmen im Frontend einen maximalen Grad an Freiheit und Flexibilität: So können Webshops für Desktop und Mobile genauso realisiert werden, wie Bestell-Apps für den Außendienst oder IoT-Integrationen. Auch die Entwicklung von OCI-Bestellplattformen oder die Integration in externe E-Procurement- und Katalog-Systeme ist auf Basis der commercetools APIs möglich.

Hohe Flexibilität und Zukunftssicherheit dank MACH

Für die Herausforderungen im B2B E-Commerce ist commercetools mit seinem MACH-Ansatz eine ideale Basis: Das bestätigen auch die aktuellen Analysen von Forrester und Gartner, die commercetools als Leader im Bereich B2B E-Commerce auszeichnet. Wir setzen commercetools bereits seit vielen Jahren im B2B-Kontext bei Kunden wie BEGA, FRABA oder Bike&Co erfolgreich ein.

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Matthias Steinforth, Mitgründer und Managing Partner der Digitalagentur kernpunkt.

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